Der geteilte Arbeitsmarkt

Eigentlich scheint die Frage nicht so schwer: Konnte der Sockel der Langzeitarbeitslosen abgeschmolzen werden? Haben sie es durch Hartz IV besser in den ersten Arbeitsmarkt geschafft? Doch schon längst ist daraus ein Dauergefecht geworden, bei dem sich die Zahlenjongleure der Befürworter und Gegner der Arbeitsmarktreformen immer wieder gegenseitig mieser Rechentricks bezichtigen.

 

Die Befürworter des flexibilisierte Arbeitsmartes schwärmen von wahren  Job-Wundern. Die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes sei eine Erfolgsstory, heißt es. Dennoch: Dass weder individuelles Fehlverhalten (Leistungsmissbrauch) noch fehlende Arbeitsanreize das Niveau und Entwicklung der Empfängerzahlen von Arbeitslosengeld II erklären können, zeigt schon ein Blick auf die extremen regionalen Abweichungen. Wie ein Flickenteppich ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland verteilt. Außerdem trifft es ungleich viele Frauen und auch für Jugendliche ist der Berufseinstieg schwierig.

Ohne Hartz IV käme es noch viel schlimmer?

Die offizielle Zahl der Arbeitslosigkeit spiegelt nur einen Teil des Problems. Zahlreiche Menschen fallen aus der Statistik, weil sie in Lehrgängen sind oder aus anderen Gründen nicht mitgezählt werden. Daher ist die Aussage mit Vorsicht zu genießen, dass Deutschland ohne die Agenda 2010 eine Million mehr Arbeitslosen mehr hätte. Gesellschaftliche Probleme lassen sich nicht dadurch in den Griff bekommen, dass man diese in einen wissenschaftlich kodierten Zusammenhang bringt, welcher nahelegt, wo diese Probleme in erster Linie zu finden sind und wie man sie bekämpft. Zusammen mit dem Aufschwung würde die Arbeitslosigkeit in Ausmaß und Geschwindigkeit wie nie zuvor sinken, zum ersten Mal überhaupt dabei die Sockelarbeitslosigkeit. Mittels massenhafter Kurzarbeit verhinderten Unternehmen mithilfe der Regierung die schlimmsten Krisenfolgen. Davon ist die Financial Times überzeugt. Eine Frage bleibt: Noch niedrigere Löhne - noch mehr Jobs?

    Im Unterschied dazu erklären die Gegner, dass Hartz IV wie ein Bumerang für die Betroffenen ist. Niedriglohnsektor und Leiharbeit sind ausgeweitet, die Beschäftigten üben Lohnzurückhaltung, sind flexibel einsetzbar. Auch wer einen Job findet, ist nicht zwingend dem Hartz IV Strudel entflohen. In vielerlei Fällen sind die Löhne so niedrig, dass trotzdem noch mit Hartz IV aufgestockt werden muss. Vom sozialen Wohlstand also noch weit entfernt.